Die Ring Doorbell 2 aus dem Hause Amazon wird über einen wechselbaren Akku mit Strom versorgt, unterstützt aber auch diverse Klingeltrafos und ein optional verfügbares Solarladegerät. Infrarotnachtsicht und anpassbare Bewegungsalarme gehören neben dem 1080p Live-Stream zu ihren Features.
Setup
Im beigefügten Handbuch wird Schritt für Schritt erklärt, wie die Video-Türklingel montiert werden muss. Die App führt anschließend durch die Einrichtung der Kamera und des WLANs. Nach einem anschließenden Firmware-Update ist die Kamera einsatzfähig.
Das bei der Registrierung eines Ring Accounts festzulegende Passwort muss lediglich sechs Zeichen lang sein, weitere Anforderungen gibt es nicht. Dies hat zur Folge, dass auch „123456“ als Passwort gewählt werden kann. Wir empfehlen dringend die Implementierung von Komplexitätsrichtlinien nach Stand der Technik. Nutzern empfehlen wir die Aktivierung der verfügbaren 2-Faktor-Authentifizierung.
Online Kommunikation
Sowohl die Ring Doorbell 2 als auch die dazugehörige App kommunizieren stets verschlüsselt mit der Amazon AWS Cloud. Auch Video-Streams werden verschlüsselt gesendet und empfangen. Nach der Einrichtung bzw. Kopplung der Video-Türklingel mit dem WLAN, kommunizieren App und Gerät nicht mehr lokal, sondern ausschließlich online miteinander.
App
Die Ring App ist in Kotlin geschrieben und vergleichsweise umfangreich. Sie wurde in der Version 3.14.3 einer statischen und dynamischen Analyse unterzogen. Hierbei konnten keine nennenswerten Schwächen offenbart werden.
In die App sind diverse Tracker integriert, sodass sie mit einigen Amazon-fremden Servern kommuniziert, dies aber ebenfalls stets verschlüsselt.
Man-in-the-Middle-Attacken werden durch die Implementation von Certificate Pinning wirksam unterbunden, selbst wenn Angreifer auf dem Smartphone des Besitzers das dazugehörige CA-Zertifikat installieren.
Datenschutz
Die Amazon-Tochter Ring hatte im Bereich Datenschutz bereits einige Schlagzeilen, unter anderem den Vorwurf, Mitarbeiter hätten einfachen Zugriff auf die beim Kunden verbauten Kameras gehabt. Dies wurde seitens Ring dementiert, verbreitete sich in den Medien nichtsdestotrotz rasant. Uns verwunderte, warum der Besitzer das Kamerabild einsehen kann, sich an der Ring Doorbell 2 allerdings keine LED o.ä. aktivierte, sodass Passanten erkennen können, dass gerade jemand zuschaut. Erst, als wir die Audio-Übertragung aktivierten, leuchtete der Ring um den Klingelknopf auf.
Die Ring-App hat nach aktuellem Stand 10 integrierte Tracker, was sich im Test darin bemerkbar machte, dass von der App einige Amazon-fremde Server kontaktiert wurden.
Neben einer umfangreichen Datenschutzerklärung bietet Ring auch eine Kurzfassung an, in der in Frage-Antwort-Form die wichtigsten Themen beantwortet werden. Die vollständige Version informiert Amazon-typisch sehr detailliert über alle datenschutzrelevanten Belange. Neben dem vollen Namen und der Adresse wird seitens Ring auch der aktuelle Standort des Smartphones erfasst. Auch die Nutzung von Videodaten für die Gesichtserkennung wird bereits geregelt, obwohl derartige Features aktuell nicht verfügbar sind.
Ring bezieht gegenüber AV-TEST Stellung zu Pressemeldungen
Weiterhin gibt es ein Ring Neighbors Programm, in dem man Nachbarn auf verdächtige Aktivitäten hinweisen kann, inklusive Videomaterial. Viele Polizeireviere in den USA kooperierten mit Ring und boten den Anwohnern vergünstigte Ring-Geräte an, wenn sie Ring Neighbors aktivierten. Auf entsprechende Informationen in unserem Vergleichstest antworte Ring prompt: „Das Neighbors Portal ist eine Erweiterung der Neighbors App. Es erlaubt der örtlichen Polizei, Informationen über Verbrechen und Sicherheits-Alarme zu teilen, sowie öffentliche Posts zu sehen und sie als verifizierter Polizei-Mitarbeiter zu kommentieren. Die Polizei kann zudem das Anfrage-Tool verwenden, um über Ring Videomaterial von Nutzern in einer bestimmten Gegend zu erbitten, in der gerade ermittelt wird. Über das Neighbors Portal kann die örtliche Polizei ausschließlich öffentlich zugängliche Inhalte aus der Neighbors App sehen, außer ein Nutzer entschließt sich ausdrücklich und freiwillig dazu, auch seine eigenen Aufzeichnungen mit der Polizei zu teilen.“
Zu in der US-Presse geäußerten Vorwürfen, Ring würde die Polizei zum Vertrieb seiner Hardware missbrauchen, sagt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber AV-TEST: „Ring erwartet von den lokalen Polizeibehörden keine Unterstützung bei der Werbung für unsere Produkte. Wir stellen ihnen Materialien und Informationen zu unseren Produkten und Serviceleistungen zur Verfügung, um zu gewährleisten, dass diese korrekt gegenüber der Öffentlichkeit dargestellt werden. Wir verlangen aber nicht, dass diese Informationen genutzt werden.“
Fazit
Wie dem auch sei, technisch konnte die Ring Doorbell 2 in unserem Test in puncto Sicherheit überzeugen und viele Punkte abräumen. Unser einziger Kritikpunkt bleibt beim Punkt Passwörter, in der wir eine Erweiterung der Kennwortrichtlinien dringend nahe legen. Im Bereich Datenschutz sehr viele Daten aufgezeichnet, allerdings wird der Kunde sehr gut hierüber informiert.