Es ist wieder Zeit für einen Quick Check! Diesmal haben wir uns die Geräte vorgenommen, die das IT-Sicherheitskennzeichen des BSI hatten. Besonders interessieren uns zwei Kategorien, in denen wir auch Tests durchführen: Smarte Kameras und smarte Reinigungs- sowie Gartenroboter. Innerhalb dieser Kategorien gibt es jedoch nur zwei Geräte, deren Zertifikate am 31. Januar 2024 abgelaufen sind und bisher nicht erneuert oder verlängert wurden. Angesichts unserer jüngsten Erfahrungen mit verschiedenen Kameras im Quick Check haben wir uns dazu entschieden, die Kamera von Xiaomi genauer zu betrachten. Obwohl sie mit 60 Euro etwas teurer ist als die beiden letzten Kameras im Quick Check, bietet sie eine spannende Vergleichsbasis.
Merkmale
Die Mi 360° Home Security Camera 2K Pro, hergestellt für Xiaomi Communications Co., Ltd., bietet eine Reihe beeindruckender Merkmale und Funktionen für die Überwachung von Innenräumen.
Mobile Applikationen
Die zugehörige Anwendung ist die Android-App „Xiaomi Home“. Mit dieser App kann der Nutzer seine Geräte verwalten und mit den Geräten kommunizieren. Zusätzlich kann der Anwender eine Verbindung zwischen den Geräten und dem Netzwerk erstellen sowie die Geräten untereinander verbinden.
Wir haben die Anwendung (com.xiaomi.smarthome) in der Version 9.2.702 überprüft und sie den üblichen statischen und dynamischen Tests unterzogen.
Das Aktivieren von Cleartext -Netzwerkkommunikation innerhalb einer Android-Anwendung macht übertragene Daten für potenzielle Interception und Manipulation durch unbefugte Parteien, die den Netzwerkverkehr überwachen, zugänglich. Dies birgt ein erhebliches Sicherheitsrisiko, insbesondere wenn sensible Informationen wie Passwörter, Kreditkartenangaben oder persönliche Daten betroffen sind. Selbst wenn die übertragenen Daten nicht sensibel sind, bleibt die Nutzung von Cleartext-Kommunikation eine Schwachstelle. Cleartext – oder Plaintext-HTTP-Verkehr ist anfällig für Manipulation durch Netzwerkvergiftungstechniken wie ARP- oder DNS-Vergiftung. Dies öffnet die Tür für Angreifer, um möglicherweise das Verhalten der App zu manipulieren und ihre Integrität und das Vertrauen der Benutzer zu beeinträchtigen. Unsere Empfehlung ist, diese Funktion immer zu deaktivieren.
Des Weiteren ist die Signatur der Applikation nicht optimal geschützt, da alle drei Varianten der Signatur (V1, V2 und V3) signiert sind. Dadurch ist es möglich, die v1 Signatur anzugreifen, beispielsweise durch eine Janus-Schwachstelle in Android 5.0-8.0. Hierbei kommt auch der nächste Punkt zum Tragen: Die Applikation lässt sich auf Versionen von Android 6.0-6.0.1, [API=23] und neuer installieren. Wir empfehlen jedoch nur die Installation von Android Version 10, [API=29], da Android-Geräte, die mit dieser Version betrieben werden, noch Sicherheitsupdates erhalten. (Google unterstützt nur noch Versionen von Android 12, [API=31]).
Ein weiteres Problem ist, dass die Firmwareupdate nicht automatisch installiert wird. Positiv ist jedoch, dass man sie manuell über die App installieren kann und auch benachrichtigt wird.
Weitere Probleme wurden bei der Code-Analyse aufgedeckt.
Die gefundenen Probleme mit SharedPreferences sind Fehlalarme, da sie korrekt konfiguriert sind und den Wert MODE_PRIVATE verwenden, was bedeutet, dass sie nur von der eigenen App gelesen und beschrieben werden können. Ab Android Version 17 sind die anderen Modi, die eine weltweite Lesbarkeit und Schreibbarkeit ermöglichen, veraltet und werden nicht mehr empfohlen. Die Stellen, an denen Debugging aktiviert ist, sollten deaktiviert werden.
Ein weiteres Problem betrifft die Verschlüsselungsalgorithmen. Die verwendeten Ciphers sind veraltet und weisen öffentlich bekannte Schwachstellen auf, die es Angreifern ermöglichen könnten, sie zu umgehen. Dadurch sind die verschlüsselten Daten nicht mehr sicher, und es wird empfohlen, auf sicherere und aktuellere Algorithmen umzusteigen.
Bei unserer Analyse haben wir auch die Tracker berücksichtigt, und im Vergleich zu den zuvor getesteten Kameras (A9 Battery IP Kamera, WI-FI Panorama Camera) haben wir festgestellt, dass es diesmal mehr Tracker gibt. Diese Tracker decken verschiedene Bereiche ab. Es gibt drei verschiedene Tracker, die die Nutzung der Applikation analysieren, und einer ist für die App-Monetarisierung zuständig. Der Facebook-Login-Tracker ist für das Einloggen in Facebook verantwortlich, und AutoNavi/Amap ist ein chinesischer Anbieter von Web-Mapping, Navigation und standortbezogenen Diensten. Bugly ist ein Softwarehersteller, der sich auf die Erkennung und Verfolgung von Fehlern spezialisiert hat.
Lokale und Online-Kommunikation
Bevor der Nutzer loslegen kann, verlangt die Applikation das Erstellen eines Accounts. Dafür werden eine E-Mail und ein Passwort benötigt. Die Anforderungen an das Passwort sind jedoch bedenklich, da lediglich 8 Zeichen und 2 Zeichenarten erforderlich sind. Es wäre ratsam, zumindest den Empfehlungen des BSI zu folgen, indem entweder ein längeres Passwort verwendet wird oder eine Kombination aus mindestens vier Zeichenarten (Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen). Positiv anzumerken ist jedoch die Zwei-Faktor-Authentisierung mittels einer per E-Mail gesendeten PIN, die als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme sehr zu begrüßen ist.
Die Bluetooth-Verbindung kann nur für die Einrichtung verwendet werden und nicht für die Videoübertragung. Außerdem kann nur ein Account mit der Kamera verbunden sein, und um die Kamera erneut mit einem Account zu verbinden, muss ein physischer Reset an der Kamera durchgeführt werden.
Datenschutz und Privatsphäre
Auch diesmal haben wir uns die Datenschutzerklärung genauer angeschaut.
Es wurde betont, dass keine Daten an Drittparteien verkauft werden. Wenn jedoch Drittanbieterlösungen wie beispielsweise zur Lokalisierung verwendet werden, werden die erhaltenen Daten verschlüsselt.
Des Weiteren wurden in unserer Analyse einige Tracker gefunden. In der Datenschutzerklärung wurden jedoch nur Facebook und AutoNavi erwähnt. Somit werden Bugly, Google Firebase Analytics, Pangle und Tencent Stats nicht ausdrücklich erwähnt. In unserer dynamischen Analyse haben wir jedoch festgestellt, dass nur der Facebook-Tracker und der Google Firebase Analytics-Tracker aktiv sind.
Fazit